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Nachhaltige Ernährung

© Biologiedidaktik Osnabrück

Aktuelle Forschungsschwerpunkte im Bereich Nachhaltige Ernährung sind:

  • Professionelle Kompetenzen von Biologielehrkräften zum Unterrichten einer Nachhaltigen Ernährung 
  • Akzeptanz neuartiger Lebensmittel – Insekten, In-vitro-Fleisch und weitere zellbasierte Nahrungsmittel 
  • Untersuchung ernährungspsychologischer Einflussfaktoren auf den Fleischkonsum 
  • Schülervorstellungen zur Haltung von Nutztieren in landwirtschaftlichen Betrieben

 

Übersicht über Forschungsthemen unserer Abteilung:

Konsum(bereitschaft) und Einstellungen der deutschen Bevölkerung gegenüber neuartigen Lebensmitteln („Novel-Foods“) als Fleischalternativen

Beteiligte Forscherinnen und Forscher: Jacqueline DupontLena SzczepanskiFlorian Fiebelkorn 

Die industrielle Tierhaltung hat schon heute neben den negativen Folgen für die Biodiversität und das Klima, auch viele negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen. So geht ein hoher Fleischkonsum unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen einher (Campbell et al., 2017; Micha et al., 2013; Willett et al., 2019). Trotzdem wird einhergehend mit einem Wachstum der Bevölkerung und steigendem Pro-Kopf-Einkommen ein Anstieg des Fleischkonsums prognostiziert (Fiebelkorn, 2017). Neben der Reduktion des Fleischkonsums, stellt der Konsum alternativer Proteinquellen eine mögliche Strategie dar, um den steigenden Proteinbedarf zu decken (Poore & Nemecek,2018; Nadathur et al., 2016). Dazu zählen beispielweise Getreide, Pseudogetreide (wie Amaranth oder Quinoa), Hülsenfrüchte, Ölsaaten und Mycoproteine. In den letzten Jahren sind zudem Insekten und kultiviertes Fleisch als nachhaltige Alternativen zu konventionellem Fleisch in den Fokus gerückt (Alexander et al., 2017; Nadathur et al., 2016). 

Im Rahmen unserer Forschung untersuchen wir die Einstellungen und Konsumbereitschaft der deutschen Bevölkerung gegenüber neuartigen Lebensmitteln als Fleischalternativen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Einstellungen und der Konsumbereitschaft junger Menschen, da diese die zukünftigen Konsumenten der Gesellschaft darstellen. Wir fokussieren zudem verschiedene neuartige Lebensmittel wie beispielsweise Insekten und kultiviertes Fleisch. Im speziellen vergleichen wir einerseits die Konsumbereitschaft und Einstellungen gegenüber neuartigen Fleischalternativen. Andererseits versuchen wir umwelt- und ernährungspsychologische Faktoren zu identifizieren, die die Konsumbereitschaft gegenüber neuartigen Lebensmitteln als Fleischalternative beeinflussen

  • Campbell, B. M., Beare, D. J., Bennett, E. M., Hall-Spencer, J. M., Ingram, J. S. I., Jaramillo, F., Ortiz, R., Ramankutty, N., Sayer, J. A., & Shindell, D. (2017). Agriculture production as a major driver of the Earth system exceeding planetary boundaries. Ecology and Society, 22(4). Link
  • Micha, R., Michas, G., Lajous, M., & Mozaffarian, D. (2013). Processing of meats and cardiovascular risk: time to focus on preservatives. BMC Medicine, 11(1), 136. Link
  • Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., de Vries, W., Majele Sibanda, L., … Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet, 393(10170), 447–492. Link
  • Fiebelkorn, F. (2017). Insekten als Nahrungsmittel der Zukunft: Entomophagie. Biologie in Unserer Zeit, 47(2), 104–110. Link
  • Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987–992. Link
  • Alexander, P., Brown, C., Arneth, A., Dias, C., Finnigan, J., Moran, D., & Rounsevell, M. D. A. (2017). Could consumption of insects, cultured meat or imitation meat reduce global agricultural land use? Global Food Security, 15, 22–32. Link
  • Nadathur, S. R., Wanasundara, J. P. D., & Scanlin, L. (Eds.). (2017). Sustainable Protein Sources. Elsevier. Link

Einstellungen und Konsum(bereitschaft) junger Menschen gegenüber Milchalternativen

Beteiligter Forscherinnen und Forscher: Lena SczcepanskiFlorian Fiebelkorn

Die derzeitigen Umweltprobleme wie der Klimawandel und der Biodiversitätsverlust werden zu erheblichen Teilen von der Nahrungsmittelproduktion verursacht. Hierbei trägt die industrielle Nutztierhaltung - besonders die Milchviehhaltung - zu den derzeitigen Umweltproblem bei (Campbell et al. 2017). Es besteht die Notwendigkeit, unser Agrar- und Ernährungssystem – inklusive unserer Ernährungsgewohnheiten – mit dem Ziel einer nachhaltigeren Ernährung und Produktion unserer Nahrungsmittel umzustrukturieren. Pflanzliche Drinks auf Hafer-, Soja- oder Mandelbasis stellen eine nachhaltigere Alternative zur tierischen Milch dar (Geburt et al., 2022; Poore & Nemecek, 2018). Neben den pflanzlichen Milchalternativen arbeitet eine Reihe von Unternehmen an der Herstellung einer weiteren, potenziell nachhaltigeren Alternative zur Kuhmilch, die durch Präzisionsfermentation hergestellt wird (Bhandari et al., 2021; Mendly-Zambo et al., 2021).

Im Rahmen unserer Forschung untersuchen wir die Einstellungen und das Konsumverhalten bzw. die Kosumbereitschaft junger Menschen in Deutschland gegenüber Alternativen zur Kuhmilch. Diesbezüglich ist ein Schwerpunkt unserer Forschung ernährungs- und umweltpsychologische Faktoren zu identifizieren, die einen Einfluss auf den Konsum bzw. die Konsumbereitschaft gegenüber Milchalternativen haben.

  • Bhandari, P., Mason, S., & Olander, L. (2021). Life Cycle Assessment and Carbon Offset Potential for Cultured Milk Protein. Nicholas Institute for Environmental Policy Solutions, Duke University. Link
  • Campbell, B. M., Beare, D. J., Bennett, E. M., Hall-Spencer, J. M., Ingram, J. S. I., Jaramillo, F., Ortiz, R., Ramankutty, N., Sayer, J. A., & Shindell, D. (2017). Agriculture production as a major driver of the earth system exceeding planetary boundaries. Ecology and Society22(4). Link
  • Geburt, K., Albrecht, E.H., Pointke, M., Pawelzik, E., Gerken, M., & Traulsen, I. (2022). A Comparative Analysis of Plant-Based Milk Alternatives Part 2: Environmental Impacts. Sustainability14(14), 8424. Link
  • Haas, R., Schnepps, A., Pichler, A., & Meixner, O. (2019). Cow Milk versus Milk Substitutes: A Comparison of Product Image and Motivational Structure of Consumption. Sustainability11(18), 5046. Link
  • Kempen, E., Kasambala, J., Christie, L., Symington, E., Jooste, L., & Van Eeden, T. (2017). Expectancy-value theory contributes to understanding consumer attitudes towards cow's milk alternatives and variants. International Journal of Consumer Studies. Link
  • Mendly-Zambo, Z., Powell, L.J., & Newman, L.L. (2021). Dairy 3.0: cellular agriculture and the future of milk. Food, Culture and Society24(5), 675–693. Link
  • Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360, 987–92. Link
  • Zollman Thomas, O., & Bryant, C. (2021). Don’t Have a Cow, Man: Consumer Acceptance of Animal-Free Dairy Products in Five Countries. Frontiers in Sustainable Food Systems, 5(678491), 1–14. Link

Vorstellungen von SchülerInnen zur Landwirtschaft und der Produktion tierischer Nahrungsmittel

Beteiligte Forscherinnen und Forscher: Elena Folsche, Lena SzczepanksiFlorian Fiebelkorn

Der Themenkomplex „Landwirtschaft und Ernährung“ bietet im Rahmen einer BNE viele Möglichkeiten, um sowohl ökonomische und soziale als auch ökologische Aspekte der nachhaltigen Produktion unserer Nahrungsmittel im Unterricht zu thematisieren (Matz, 2008; Schockemöhle & Schrüfer, 2015; UNESCO, 2017). Um geeignete und erfolgsversprechende Bildungsimplikationen zu entwerfen, ist es unabdingbar, zunächst vorhandene Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu einem bestimmten Themenbereich zu erheben und sie in Unterrichtsmaterialien und die methodische Ausgestaltung von Unterricht einfließen zu lassen.

Zu den Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern über landwirtschaftliche Betriebe, die Haltung von Nutztieren und die Produktion tierischer Nahrungsmittel liegen nur wenige und oftmals veraltete Untersuchungen vor (vgl. Brämer, 2010; Hamann, 2004). Ein Schwerpunkt unserer Forschungsaktivitäten liegt daher auf der Untersuchung von SchülerInnenvorstellungen zur Produktion tierischer Nahrungsmittel, wie z.B. von Schweinefleisch, Milch und Eiern.

  • Folsche, E., & Fiebelkorn, F. (2022). Students’ conceptions of keeping fattening pigs and dairy cows: an exploratory interview study with elementary school students in North-West Germany. Journal of Biological EducationLink

  • Folsche, E. & Fiebelkorn (2019). Vorstellungen von Grundschülern zur Haltung von Nutztieren in landwirtschaftlichen Betrieben – Welchen Einfluss haben Primär- und Sekundärerfahrungen. In H. Korn, H. Dünnfelder & R. Schliep (Hrsg.), Treffpunkt Biologie Vielfalt XVII – Interdisziplinärer Forschungsaustausch im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (S. 55-65). Bonn: Bundesamt für Naturschutz.
  • Fiebelkorn, F., & Folsche, E. (2018). Schülervorstellungen zur Haltung von Mastschweinen in landwirtschaftlichen Betrieben – Erste Ergebnisse einer Interviewstudie mit Grundschülern. In B. Laux & S. Stomporowski (Hrsg.), Nachhaltigkeit in den Bereichen Tourismus, Hotelgewerbe und Ernährung (S. 189–214). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Fleischkonsum: Empathie und Belief in Animal Mind als Dissonanzstrategie

Beteiligte Forscherinnen und Forscher: Elena Folsche, Florian Fiebelkorn

Ein Umdenken im Umgang mit Tieren - vor allem Nutztieren - ist nötig und derweil im Gange. In dieser Diskussion um Umweltschutz, Klimaschutz, Tierschutz und Ernährungssicherheit nimmt die ambivalente Beziehung von Fleischessern zu Nutztieren eine wichtige Rolle ein. Zahlreiche Studien zeigen, dass die meisten Menschen die Schädigung von Tieren ablehnen und eine humane Behandlung von Nutztieren wünschen. Gleichzeitig essen und genießen ebendiese Menschen Fleisch - Dieses Phänomen wird als Meat Paradox bezeichnet (Bastian & Loughnan, 2017; Benningstad & Kunst, 2020; Gradidge et al., 2021; Rothgerber, 2020). Dissonanz wird durch verschiedene Trigger, wie z.B. die Erinnerung an die Herkunft von Fleisch, hervorgerufen. Eine Strategie, die zur Reduktion des Fleischkonsums führt, ist das Einfühlen in Tiere (Camilleri et al., 2020; Kunst & Hohle, 2016). Da der Großteil der Bevölkerung in Industriestaaten jedoch nicht auf Fleisch verzichtet, werden hauptsächlich Strategien angewandt, die Dissonanz mindern oder verschleiern. Die Leugnung des Status, der kognitiven Fähigkeiten, der Intelligenz oder der Leidensfähigkeit von Tieren sind ebensolche Strategien, sodass der Fleischkonsum aufrechterhalten werden kann (Hills, 1995; Rothgerber, 2020). 

  • Bastian, B., & Loughnan, S. (2017). Resolving the Meat-Paradox: A Motivational Account of Morally Troublesome Behavior and Its Maintenance. Personality and Social Psychology Review21(3), 278–299. Link
  • Benningstad, N. C. G., & Kunst, J. R. (2020). Dissociating meat from its animal origins: A systematic literature review. In Appetite, 147, 104554. Link
  • Camilleri, L., Gill, P. R., & Jago, A. (2020). The role of moral disengagement and animal empathy in the meat paradox. Personality and Individual Differences164, 110103 Link
  • Gradidge, S., Zawisza, M., Harvey, A. J., & McDermott, D. T. (2021). A Structured Literature Review of the Meat Paradox. In Social Psychological Bulletin, 16(3) Link
  • Hills, A. M. (1995). Empathy and Belief in the Mental Experience of Animals. Anthrozoös8(3), 132–142. Link
  • Kunst, J. R., & Hohle, S. M. (2016). Meat eaters by dissociation: How we present, prepare and talk about meat increases willingness to eat meat by reducing empathy and disgust. Appetite105, 758–774. Link
  • Rothgerber, H. (2020). Meat-related cognitive dissonance: A conceptual framework for understanding how meat eaters reduce negative arousal from eating animals. In Appetite, 146, 104511 Link